Die Kirche am Schlossberg ist in jeder Hinsicht ein Kleinod unter den fränkischen Dorfkirchen. Einerseits ist sie eine von Julius Echter konzipierte schlichte Saalkirche. Und andererseits wurde sie von den Mönchen der Kartause Engelgarten im 18. Jahrhundert innen so prachtvoll ausgestattet, dass sie in ihrer Art einziartig als ganzheitliches Kunstwerk des fränkischen Rokoko und des Barock zu bewundern ist.
Julius Echter konnte nicht überall prunk volle Kirchen erbauen lassen. Sein Ziel gebot eine möglichst große Anzahl von Gotteshäusern in seiner Diözese für den katholischen Glauben zu errichten. Hierbei war es nicht möglich teuere Bauwerke zu erstellen. Spätere Zeiten, besonders das 18. Jahrhundert, konnten das nachholen und ergänzen, wozu der Fürstbischof den Grund gelegt hatte. Und da wir ein Klosterdorf der Kartause Engelgarten in Würzburg waren, waren uns besonders gute Beziehungen zu namhaften Künstlern jener Zeh geschenkt, die unsere Kirche prächtig ausstatteten. Der Hofbildhauermeister Johann Peter Wagner, aus Obertheres (1730-1809), bat unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim die Kirche am Schlossberg mit drei Altären ausgeschmückt, die beispielhaft in der fränkischen Kunstgeschichte anzusehen sind. Martin Bolsterer und Andreas Urlaub haben mit ihren Altarbildern dem Gesamtwerk noch zusätzlich eine besondere Note verliehen.
Wichtiges zur Baugeschichte
Dass Estenfeld 1598 wieder eigenständige Pfarrei wurde, das konnte für die wirksame Seelsorge nicht ausreichend sein. Beklagte doch der Pfarrer immer wieder, dass insbesondere die Männer und Jugendlichen im Gottesbaus Sonntags keinen Platz fänden und deshalb müsse alsbald eine neue Kirche gebaut werden.
Bischof, Prior und Pfarrer waren sich einig: Estenfeld braucht eine neue und größere Kirche. Unter Vorsitz des Priors wurde eine Baukommission gebildet. Frater Marx Hein wurde als Bauverwalter eingesetzt und im Herbst 1614 wurden in den heim-ischen Sandsteinbrüchen die Steine gebrochen.
Am 11. Januar 1615 erfolgte der Gemeindebeschluss zum Bau der Kirche. Im März 1615 steckt Frater Marx mit Maurer-meister Jörg aus Würzburg den Baugrund ab. Am 23. März 1615 wird die seitherige Kirche abgerissen, nur der Kirchturm bleibt erhalten und die Bodenuntersuchungen werden durchgeführt.
Am 6. April 1615 werden im Rimparer Wald die Tannenstämme geschlagen, die wenige Tage später zur Festigung des Baugrundes eingerammt werden. Ungeachtet dessen muss zum Höhenausgleich des Baugeländes zwischen Chor und Kirchenschiff eine Unterwölbung eingebaut werden.
Am 22. April 1615 wird Grundsteinlegung gefeiert, wozu die ganze Gemeinde zum Umtrunk eingeladen war. Am 13. Juni 1615 konnte das Gewölbe im Chor geschlossen werden. Und am 20. September 1616 gab Weihbischof Eucharius Sang dem neuen Gotteshaus Weihe und Segen.
Nachdem die Gemeinde ihr neues Gottesbaus gebaut hatte, gab sie sich anno 1629 eine Fortschreibung der alten Kirchen-ordnung mit Prozessionsordnung, die über Jahrhunderte peinlichst genau eingehalten wurde.
Um 1690 wurde ein schmuckes Seitenportal geschaffen, das mit dem Welterlöser und den beiden Apostel Petrus und Paulus bekrönt war. Die geschnitzte Türe dieses Portals ist heute noch erhalten, während die Bekrönung leider verschollen ist. Etwa zur gleichen Zeit wurden die Vierzehn Nothelfer angeschafft, die heute als Seitenaltar in der neuen Kirche zu sehen sind.
1708 durfte Martin Bolsterer das Bild von der Himmelfahrt Mariens fertigen, das im Hochaltar zu bewundern ist. 1720 wurde die Flachdecke des Kirchenschiffes stukkiert. 1743 liefert der Würzburger Orgelbaumeister Johann Philipp Seuffert eine Orgel mit festlichem Rokokorahmen, die leider ebenfalls nicht mehr vorbanden ist.1753 fertigt Johann Georg Moritz die Kanzel. 1760 werden drei Glocken angeschafft, die im ersten Weltkrieg geopfert werden mussten.1769 erhält der Kirchturm einen barocken Aufbau, wie man ihn heute noch sieht.
1773 und 1779 darf Johann Peter Wagner die drei Altäre liefern. Etwa zur gleichen Zeit wird das große Kreuz an der Wand der Empore angebracht, das heute als Chorkreuz in der neuen Kirche dient.
Resigniert schrieb Pfarrer Wilhelm Barth 1911 über die Kirche am Schlossberg ins Verkündigungsbuch: »Es ist zu bedauern, dass dieses Werk mit seiner Ausstattung schwer zu erhalten sein wird.« In der Tat, es gehörte viel Mut und Zuversicht dazu. diese Kirche vor Einsturz oder gar Abbruch zu retten. Nur wenige Mutige waren es, die an eine erfolgreiche Sanierung glaubten und die um das Jahr 1963 mit einem Schutzgerüst die Rettungsaktion einleiteten.
1964 ist die Kirche am Schlossberg einsturzgefährdet. In vierjähriger Bauzeit wird sie vor dem Zerfall gerettet. Die Bauleitung hat das Diözesanbauamt übernommen und Otto Pfister mit der Bauaufsicht beauftragt. Diözese, Landkreis und Staat finanzierten gemeinsam diese Rettungsaktion, wozu die Gemeinde einen Zuschuss in Höhe von 75.000 DM in fünf Jahres-raten gegeben hat.
Im Jahre der Jubiläumsfeierlichkeiten »1125 Jahre erste urkundliche Erwähnung der Gemeinde Estenfeld« weihte am 2. März 1969 Bischof Josef Stange Altar und Kirche.