„Je tiefer jemand in Gott hineingezogen wird, desto mehr muss er auch in diesem Sinn ‚aus sich herausgehen’, d.h., in die Welt hinein, um das göttliche Leben in sie hineinzutragen.“
Edith Stein wird am 12. Oktober 1891 in Breslau als Kind einer jüdisch-orthodoxen Familie geboren. Bereits früh fällt Edith als überdurchschnittlich intelligent auf,
so dass sie vorzeitig eingeschult wird. Auch in der Schule zeichnet sie sich durch besonders gute Leistungen aus.
Als Jugendliche distanziert sie sich immer mehr vom Glauben an Gott: „Ich habe mir das Beten ganz bewusst und aus freien Entschlüssen abgewöhnt“, erzählt sie im Rückblick auf einen längeren Aufenthalt bei ihrer Schwester in Hamburg. Nach ihrem Abitur 1911 beginnt sie in Breslau Literatur, Geschichte und Psychologie zu studieren. Jedoch schon bald wendet sie sich ab von der Psychologie, um sich in das Studium der Philosophie zu vertiefen. Dabei fasziniert sie der Ansatz Edmund Husserls so sehr, dass sie den Studienort wechselt und nach Göttingen geht, um direkt bei Husserl zu studieren und wird seine Assistentin an die Universität von Freiburg. Jedoch bleibt ihr ein weiterer wissenschaftlicher Werdegang verwehrt: Trotz ausgezeichneter Doktorarbeit wird ihr als Frau eine Habilitation nicht gestattet. Als später Frauen dies ermöglicht wird, ist Edith Stein aus einem anderen Grund ausgeschlossen: Im antisemitischen Deutschland wird ihr als Jüdin diese Chance verweigert. 1918 gibt sie ihre Stelle bei Husserl auf.
Bei Freunden stößt sie zufällig auf die Autobiographie von Theresa von Avila: „Ich begann zu lesen, war sofort gefangen und hörte nicht mehr auf bis zum Ende“. Diese Lektüre und verschiedene persönliche Begegnungen bewegten Edith Stein schließlich so, dass sie zum Katholizismus konvertiert. Am 1. Januar 1922 lässt sie sich taufen. Ihr religiöses Leben verbindet sie mit großem Engagement in der Welt: „Je tiefer jemand in Gott hineingezogen wird, desto mehr muss er auch in diesem Sinn ‚aus sich herausgehen, d.h., in die Welt hinein, um das göttliche Leben in sie hineinzutragen.“
Eine Zeitlang arbeitet Edith Stein als Lehrerin in Speyer. Bereits seit ihrer Schulzeit ist sie engagiert für die Rechte von Frauen, in den zwanziger Jahren galt sie als gefragte Rednerin über Themen der Frauenfrage. Im Frühjahr 1932 erhält sie einen Ruf an das Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. Sie zieht in das Collegium Marianum, wo viele junge Ordensfrauen wohnen. Als Dozentin lebt Edith Stein dort in einfachen Verhältnissen gemeinsam mit den Studierenden.
Jedoch kann sie nur ein Jahr dort lehren: Unter dem Nationalsozialismus darf sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ihren Beruf nicht mehr ausüben. Edith Stein tritt nun in den Karmel Köln-Lindenthal ein und nimmt im Gedenken an Theresa von Avila den Ordensnamen „Teresia Benedicta a Cruce“ an. Bald schon muss sie jedoch Deutschland verlassen; sie emigriert gemeinsam mit ihrer Schwester Rosa nach Echt in Holland. Am 2. August 1942 wird sie von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Edith Stein wird dort am 9. August 1942 in der Gaskammer ermordet. Am 10. Mai 1987 wird Edith Stein selig gesprochen, die Heiligsprechung folgte am 9. Oktober 1998 in Rom.
Gekürzter Artikel aus Kirche+Leben von Heike Harbecke
Zitate von Edith Stein über die es lohnt nach zu denken:
„Wir wollen jeden Tag ein neues Leben beginnen.“
„Meine Sehnsucht nach der Wahrheit ist mein einziges Gebet.“
„Wer gesammelt bis in die Tiefe geht, der sieht auch die kleinen Dinge in großen Zusammenhängen.“
„Mit dir selbst hab Geduld – Gott hat sie auch.“
„Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.“
„Schiffe stranden an Felsen, menschliche Beziehungen oft schon an Kieselsteinen.“
„Der Nächste ist nicht der, den ich mag. Er ist ein jeder, der mir nahe kommt – ohne Ausnahme.“
„Der Himmel nimmt einem nichts, ohne es unermesslich zu vergelten.“
„Gott erlegt uns keine Prüfungen auf, ohne uns zugleich die Kraft zu geben, sie zu ertragen.“
Morgengebet
Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen
Leg ich meinen Tag in Deine Hand.
Sei mein Heute, sei mein Morgen,
Sei mein Gestern, das ich überwand.
Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen,
Bin aus Deinem Mosaik ein Stein.
Wirst mich an die rechte Stelle legen,
Deinen Händen bette ich mich ein.
Edith Stein